Stories rund um den Suicide Prevention Run 2022

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Ich kann meine damalige Schwäche jetzt zur Stärke machen, um anderen Betroffenen zu helfen

Runnerstory

Ich bin selber betroffen und hatte 2018 meinen ersten Klinikaufenthalt nach einem Burnout. Einer von vielen Aufenthalten. Und mich begleiten suizidale Gedanken sehr oft. Zu dem habe ich eine Borderline Persönlichkeiststörung und eine Essstörung. Vor meinem ersten Aufenthalt machte ich eine Ausbildung zur Tanzlehrerin, aber die brach ich ab, denn mir wurde gezeigt wie toll es ist anderen zu helfen und mein Ziel scheint fast erreicht zu sein. Ich brach die Ausbildung 2019 ab und fing nach meinem langen Klinikaufenthalt in dem Jahr ganz kurzfristig nach meiner Entlassung (nicht mal eine Woche später), weil ich nachgerutscht bin, in dem Krankenhaus meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin an, die ich hoffentlich am 25.11 erfolgreich abgeschlossen haben werde. Doch die Ausbildung war für mich nicht immer leicht auch hier fiel ich oft aus, weil ich stationär war, aufgrund von Eigengefährdung und Instabilität und zu starkem selbstverletzendem Verhalten. Ich bekam 2019 EKT‘s, die mir in diesem Jahr wieder empfohlen worden sind, weil es mir so schlecht ging. Ich landete nach einer Überdosis Tabletten auf der Intensivstation und danach auf der geschützten. Ich wollte aber keine EKT‘s mehr, aufgrund der Nebenwirkungen und entschied mich gegen ärztlichen Rat (was ich nicht empfehle) zu entlassen, um am nächsten Tag ganz normal meine Ausbildung weiter zu machen. Ich hatte sehr viele Höhen und Tiefen und habe sehr viel gefehlt. Ich habe dennoch sehr gute Leistungen erbracht, was mir zu Gute kam, sodass ich ganz normal meine Prüfung ab Oktober machen kann. Und jetzt das Spannende: ich habe mich nur dafür entschieden in der Psychiatrie zu arbeiten. Ich habe eine Stelle ab dem 01.12 auf einer Akutstation. Außerdem habe ich einen Grad der Behinderung von 50% aufgrund meiner psychischen Erkrankung. Ich möchte das Schweigen brechen und zeigen, dass es nicht schlimm ist schwere Zeiten zu haben. Ich kann meine damalige Schwäche jetzt zur Stärke machen, um anderen Betroffenen zu helfen. Viele sehen das kritisch, aber ich weiß, dass es genau das richtige für mich ist und ich habe gekämpft dafür und kämpfe noch. Auf der Arbeit bin ich für meine Patienten da und meine Krankheit spielt für mich in dem Sinne keine Rolle. Sie gibt mir nur enorm die Möglichkeit in die Situation und Gefühle anderer einzufühlen. Und im Privaten neben der Arbeit mache ich ganz normal meine Therapie weiter. Mir ist es wichtig zu zeigen dass es keine Schande ist zum Beispiel Narben auf der Haut zu tragen. Nach einer Operation sind auch welche entstanden und da fragt keiner nach, da es klar ist. Doch kaum sind sie aus einem anderen Kontext ist man gefühlt wie ein Außerirdischer. Ich möchte auch nicht, nur weil ich psychisch krank bin, in Watte gepackt werden. Das brauch ich nicht. Nur ich möchte anregen das mehr Verständnis in die Gesellschaft kommt und mehr Wissen darüber. Und vor allem auch über Suizid aufklären, denn wenn man genau hinsieht kann man es erkennen und verhindern. Wenn man aufklärt, was in einem vorgeht. In welche Phasen man vor dem Handeln kommt und dass es ganz viele Frühwarnzeichen gibt, denke ich kann man schön viel erreichen. Man kann sie leider nie ganz verhindern, aber man kann früher anfangen Hilfe zu holen, anzubieten, wenn man aufgeklärt ist. Momentan bin ich dabei meine abgeheilten Narben übertättowieren zu lassen. Und meine bedeutsamsten Tattoos sind definitiv meine Neurotransmitter: Dopamin, Adrenalin und Serotonin und mein Semikolon.

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